Als Reiseführer dient uns übrigens diesmal ein alter Marco Polo, den ich für ein Euro fünfzig gekauft habe, nicht immer gut: so ist die Einleitung nicht mehr aktuell, auch die Warnungen vor Neppern und Kleinkriminalität halten wir für übertrieben, Altes und Verfallendes ist selten, neue Skodas fahren durch die Straßen, rundum eine typische Hauptstadt in Europa.

Wir gehen vormittags einen empfohlenen Stadtspaziergang, sehen die Kneipe des braven Soldaten Schwejk, den keiner kennt, (WIKIPEDIA sagt: „Schwejk (tschechisch Švejk) ist ein typischer Prager Charakter, der sich mit List und Witz durchs Leben schlägt und sich als Soldat der österreichisch-ungarischen Armee im Ersten Weltkrieg mit Chuzpe vor dem Kriegseinsatz zu drücken versucht.“) ein barockes Lustschloss, den Botanischen Garten, das Krankenhaus, in dem die Hauptfigur von Milan Kunderas die unerträgliche Leichtigkeit des Seins erfährt, ein Musterbeispiel für Art déco und Prager Jugendstil (eher doch für Verfall): den ehemaligen Bahnhof Vysehrad, das Moldauufer und schließlich das Emmaus-Kloster, was wir sogar von Innen besichtigen.

Mittags gibt es belegte Brote  in einem Café ganz ohne Touristen zu Spottpreisen, dann schwimmen die Kinder im Hotelpool, Ellen liest und ich schreibe Reisetagebuch. Höre jetzt auf, bis bald.

Abends lesen wir im Internet: „Pech zudem für Touristen: Die Prager Burg wird von Mittwochmorgen bis Freitagmittag komplett für den Besucherverkehr geschlossen.“ Warum? „Am Donnerstag kommt es in Prag zu einem historischen Moment: US-Präsident Barack Obama und sein russischer Amtskollege Dimitri Medwedew unterschreiben in der tschechischen Hauptstadt einen neuen Vertrag zur Abrüstung von Atomwaffen. „

Wir werden flüchten.

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