Sonntag 2005-10-16 [von Olbia nach Bosa]
‚Guten Morgen liebe Passagiere, es ist 5.15 Uhr. MOBY AKI wird in Kürze in den Hafen von Olbia einlaufen. Bitte räumen Sie ihre Kabinen. In den Bars des Schiffes wartet das Frühstück auf Sie.’So werden wir sinngemäß per Lautsprecherdurchsage geweckt. Nach der Morgentoilette und dem Packen unserer sieben Sachen bahnen wir uns den Weg durch übermüdete Passagiere, die ihre Schlafsäcke an Deck, im Spieleparadies oder irgendwo an Bord ausgebreitet hatten. Kaffee und Marmeladencroissants stärken uns für den Tag, der nach dem Verlassen des Schiffes in Dunkelheit beginnt.
Wir fahren nach Westen. Wieder der Kampf von Nebel und Sonne. Olaf versucht sich durch das Fotografieren am Wegesrand in Urlaubsstimmung zu bringen, Ellen, Wiebke und Hendrik sind dort noch nicht angekommen.
Die erste Station ist das Dorf Ittireddu, welches laut Baedecker Sardinien ‚landschaftlich reizvoll eingebettet in einer bergigen Umgebung vulkanischen Ursprungs [liegt].’Olaf fotografiert eine byzantinische Kirche aus dem 7 Jahrhundert, weiter geht es zu den Dolmen Se Coveccada. Kategorie ** des Reiseführers: ‚Auf keinen Fall versäumen!’Wir folgen vergebens der Wegbeschreibung; Ein Gatter ‚ nach links hinauf zu Stallungen’wird von Ellen noch mutig geöffnet. Fünfhundert Meter Feldweg weiter verlässt uns dann schnell der Mut beim Anblick von kläffenden und Zähne fletschenden Hirtenhunden.
Olaf wendet HW. Vielleicht kommen wir von Süden an den Steintisch heran, der angeblich aus dem Jahre 2.000 vor Christus stammt. Tatsächlich weist uns ein Weg zu einem Ort gleichen Namens. Die Fahrt endet jedoch diesmal an einem Metallzaun, der blökende Schafe, Rinder und Pferde in Schacht halten soll. Immerhin sehen wir die Dolmen, das Teleobjektiv überwindet die Entfernung. Es gelingen ein paar Aufnahmen. Ein Informationsblatt nennt eine Telefonnummer zur Vereinbarung eines Besichtigungstermines. Wir suchen die nächsten Sehenswürdigkeiten auf. Zunächst die Kirche San Pietro di Sorres südöstlich des Ortes Thiesi und anschließend das ** Reiseziel: Nuraghe Santu Antine, wo wir für acht Euro an einer italienischsprachigen Führung teilnehmen (müssen?).
Aber wir haben ja den Baedecker. Er beschreibt das was die Führerin sagt: Die Anlage sei aus dem 16 Jahrhundert vor Christus, der Mittelturm sei einmal etwa 22 Meter hoch gewesen. Wir finden das Klettern in der Nuraghe nur spannend. ‚Und ich dachte immer der Turm sei hohl wie ein Schornstein“, sinniert Olaf. ‚Tatsächlich liegen mehrere Räume übereinander, die durch eine Wendeltreppe zwischen Außen- und Zimmermauer erreicht werden können.“
‚Jetzt wollen wir aber endlich zum Hotel und dann noch an den Strand von Bosa fahren!’fordern die Kinder. Keine Widerrede der Eltern.
Wir beziehen ein schönes Familienzimmer im zweiten Stock von ‚Sa Pischedda“, welches durch eine hölzerne Empore genügend Raum für uns vier schenkt. Dazu können wir einen ca. 10 m² großen überdachten Balkon zum Picknicken; Lesen und Karten spielen nutzen. Toll.
Nach einem kleinen Snack in der Straße Corso Vittorio Emmanuelle II, packen wir unsere Strandtasche, fahren zwei Kilometer nach Bosa Marina und baden in zwanzig Grad warmen Wasser, lesen oder dösen einfach nur.
Um 20.00 Uhr gehen wir zum Abendessen ins Restaurant unseres Hotels, welches seit Mittag einer munteren Hochzeitsgesellschaft Raum, Speis und Trank bietet. Mit uns essen auch noch eine britische Gruppe rüstiger Radfahrer das (Hochzeits-) Abendmenu: Antipastiteller bestehend aus verschiedenen Salame und Schinken sowie ein vorzügliches Carpacchio vom Schwertfisch. Dann folgt ein naturbelassenes Risotto mit Zucchini und Ravioli mit Ricottafüllung.
Den Kindern fallen die Augen zu.
Daher erleben sie nicht mehr den Hauptgang, der uns gegrillten Tintenfisch mit rohem Fenchel, Radieschen und Selleriestangen beschert. Das serviert kein durchgeknallter Fernsehkoch! Wir finden die Kombination einfach, natürlich und genial.
Zum Kaffee wird noch ein bunter Teller aus Gebäck und Süßigkeiten gereicht. “Für die Kinder morgen,’sagt der alte Patrone des Hauses.